Dienstag, 22. Juni 2010

Höllenfahrt mit einem Zombie

Neben mir hielt ein uralter 50'er oder 40'er Jahre Mercedes an. Die Wagentür öffnete sich und ich sah meinen verstorbenen Onkel am Steuer. "Komm mit sagte er, ich bring Dich ein Stück" meinte er. Ich erwiderte: "Aber Du bist doch tot!" Nicht so ganz, meinte er. Irgendwie wollte ich ihn nicht beleidigen oder als aussätzig hinstellen, sodaß ich einstieg.

Gleich ging die Höllenfahrt los. Mit Vollgas brauste er durch die Stadt. Die Lenkung des Wagens funktionierte nicht wirklich, sodaß der Wagen im Zick-Zack auf der ganzen Strassenbreite herumschlitterte. Auf meine Erwiderung, er möge doch vorsichtiger fahren, lachte er nur höhnisch und sehr laut. Das sah ich eine U-Bahn-Station und bat ihn, mich aussteigen zu lassen. Erleichtert ging ich die Treppen zur U-Bahn hinunter und wachte dann auf.

Interessant, welche Erinnerungen da mein Gehirn im Schlaf kombiniert hat. Mein Onkel hat nämlich immer gerne die Geschichte erzählt, wie er gesehen hat, als ein 40'er oder 50'er Jahre Mercedes in der Kurve umgekippt ist und auf dem Dach noch zig Meter weitergeschlittert ist. Der war damals so robust gebaut, daß man den Wagen nur wieder auf die Räder stellen musste und man weiterfahren konnte.

Dienstag, 15. Juni 2010

Der vegane Bio-Brotaufstrich-Bluff (Die gefälschte Kalbsleberwurst)

Gestern abend habe ich die Heringe irgendwie im Supermarkt verlegt, die es heute zum Frühstück geben sollte. Anlaß genug, mal in dem Bio-Laden einen der veganen Brotaufstriche zu versuchen, die auf NuS immer so gepriesen werden. Ich habe einen Oliven-Brotaufstrich gewählt.

Der erste Geschmackseindruck war: das schmeckt wie 60'er-Jahre Bratensosse, die aus Trockenpulver angerührt wurde. Ein Blick auf die Packung zeigt: Hauptbestandteil dieses Produktes ist Wasser. Wie bei Bratensosse denke ich. Weiter hinten in der Liste kommen dann mit unter 10% Gewichtsanteil Oliven. Olivengeschmack war jedoch nicht zu verspüren. Nur die 4% Tomatenmark konnte man geschmacklich erahnen.

Vermutlich kaufen die 60'er-Jahre-Bratensossen-Tüten nur noch ein paar alte Omas, die bald aussterben. Deswegen hat der Bratensossen-Fabrikant auf bio-vegan umgesattelt und verkauft seine Bratensosse jetzt mit Kartoffelpulver angerührt als veganen Brotaufstrich, weil ja eh nie Fleisch in seiner Bratensosse drin war. Aber als gefälschte oder vegane Kalbsleberwurst könnte das Zeug geschmacklich sowie vom Aussehen und der Konsistenz her durchgehen.

Sonntag, 6. Juni 2010

Kómen ist úns ein liehtiu ougenweide:

Man siht der rôsen wunder ûf der heide,
die bluomen dringent durch daz gras.
wie schône ein wise getouwet was,
dâ mir mîn geselle zeinem kranze las!

Letzten Freitag nachmittag bin ich mit dem ICE nach Hamburg gedüst, um am Abend im Knust das Konzert von Ougenweide zum 40-jährigen Bandjubiläum anzuschauen. Es ist zwar etwas überkandidelt, extra wegen einem Konzert nach Hamburg und in derselben Nacht auch wieder zurückzufahren. Allerdings habe ich vor ein paar Jahren mal resümiert, daß ein Ougenweidekonzert, das ich mit 16 gesehen habe, das Tollste meines Lebens war. Ougenweide waren so ziemlich die ersten, die mittelalterliche Texte und Instrumente mit Folk-Rock kombinierten. Sie haben die heutige Mittelalter-Musikszene stark beeinflusst, sodaß die Szene sich bei Ougenweide mit einem Tribut-Album bedankt hat. Diese Titel sind Bestandteil eines Minnesänger-Wettstreites mit der Aufgabe je Band einen Ougenweide-Titel nachzuspielen. Ougenweide war dann die Jury. Hier ein Video dazu. Das Stück mit den Flöten und Vogelstimmen spielt Ougenweide selbst und hat obigen Text.





Da Frank Wulff vor zwei Monaten gestorben ist, waren nur 2 Mitglieder der Ursprungsformation auf der Bühne. Sie haben auch fast nur Stücke aus ihrern neuen CD Herzsprung (2010) gespielt. Der Stil hat sich schon gewandelt, Cello und Posaune kannte man bei Ougenweide nicht. Die Sängerin Sabine Maria Reiß hat einen ganz andern Stil als Minne Graw, die Sängerin aus den 70'ern. Die Neuzugänge waren aber alle tolle Musiker und das Prinzip Ougenweide ist erhalten geblieben: kunstvolle Arrangements zu mittelalterlichen Texten musikantisch-schmissig auf die Bühen zu bringen, sodaß das Tanzbein nicht zur Ruhe kommt. Oder anders gesagt:


Ougenweide bleibt Ougenweide, denn Ougenweide macht glücklich.

Donnerstag, 3. Juni 2010

Sexy Geschäftsmodelle (Krisenursachen Nr. 6)

Schon Ende der neunziger Jahre hat sich die Sprache im Finanzsektor gewandelt. Es war nicht mehr die Rede von soliden Geschäftsmodellen von Firmen, in die eine Investition lohnt, sondern von sexy companies mit brandneuen Geschäftsmodellen, auf die man gierig war. Nur das neuste Modell war sexy genug. Letzten Sonntag musste ich bei dem folgenden Artikel in der FAZ vom vorigen Freitag schallend lachen (leicht gekürzt).

Langeweile ist sexy
Im Frankfurter Bankhaus Metzler (unabhängig seit 1674) sieht man vieles gelassener als sonst in der Finanzwelt. Seit dem 2. Weltkrieg stütze man sich schon auf das gleiche Geschäftsmodell. Da man im Grunde auch vor dem ersten Weltkrieg schon mit dem gleichen Modell gefahren sei, wolle man daran auch weiterhin nichts ändern: "Boring is the new sexy"